- Preis: Mängel des Preismechanismus
- Preis: Mängel des Preismechanismus»Wenn man einem Papageien beibringen will, ein Volkswirt zu sein, so bringt man ihm einfach bei, die Worte Angebot und Nachfrage' zu wiederholen«. Dieser Witz übertreibt ein wenig die Bedeutung, die das Gesetz von Angebot und Nachfrage in den Wirtschaftswissenschaften hat. Zwar ist das Gleichgewicht auf wettbewerblich organisierten Märkten bei vollständiger Konkurrenz dadurch charakterisiert, dass sich Angebot und Nachfrage entsprechen. In der einfachen Modellwelt schafft der Preismechanismus den Ausgleich zwischen Angebot und Nachfrage und führt die Ressourcen der Gesellschaft in ihre optimale Verwendung. Allerdings gibt es mindestens zwei gewichtige Ausnahmen von dieser Regel. Im einen Fall des Marktversagens (externe Effekte) ist ein Eingreifen des Staates notwendig, um ein gesellschaftliches Optimum zu erreichen. Im anderen Fall (Informationsasymmetrien) ist die optimale Lösung nicht durch einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage charakterisiert.ExternalitätenVon positiven externen Effekten (externe Nutzen, externe Ersparnisse) spricht man, wenn durch die Produktion in einem Betrieb oder den Verbrauch in einem Haushalt anderen Betrieben oder Haushalten Vorteile entstehen. Entstehen Nachteile, so handelt es sich um negative externe Effekte (externe Kosten). Der Preis eines Gutes soll die bei der Produktion entstandenen Kosten und den Nutzen des Konsumenten aus dem Gut widerspiegeln. Genauer gesagt soll im Modell der vollständigen Konkurrenz der Preis des Gutes den Grenzkosten der Produktion sowie dem Grenznutzen des Konsumenten entsprechen. Der Unternehmer kalkuliert jedoch nur mit den ihm direkt entstehenden privaten Kosten (betriebswirtschaftliche Kosten). Die der Gesellschaft entstehenden sozialen Kosten z. B. durch Umweltbelastungen tauchen in seinem Kalkül der Gewinnmaximierung nicht auf. Der aufgrund dieser negativen externen Effekte zu niedrige Preis lenkt die Ressourcen der Gesellschaft in eine nicht optimale Verwendung. Private und soziale Kosten ergeben zusammen die gesamtwirtschaftlichen Kosten. Beispiel: Ein Kohlekraftwerk verursacht Luftverschmutzung, durch die der Gesellschaft Kosten entstehen. Die umliegende Natur wird geschädigt, Anwohner leiden unter Atemwegserkrankungen, Gebäude benötigen häufiger einen Anstrich. Diese sozialen Kosten werden im Gewinnmaximierungsansatz des Unternehmens nicht berücksichtigt, da sie außerhalb des Unternehmens anfallen. Müsste das Unternehmen für diese externen Kosten aufkommen bzw. die negativen externen Effekte der Luftverschmutzung von vornherein durch den Einbau von Abgasfiltern vermeiden, wäre der Preis des erzeugten Stroms entsprechend höher. Die nachgefragte Menge wäre geringer. Der Marktpreis entspricht hier also nicht den tatsächlich entstandenen sozialen und privaten Grenzkosten. Im Marktgleichgewicht werden die Ressourcen der Gesellschaft nicht im gesamtwirtschaftlich optimalen Sinne eingesetzt, es herrscht keine optimale Allokation. Auf der anderen Seite kann es auch sein, dass der Marktpreis die sozialen Nutzenelemente des Gutes nicht vollständig abbildet. Ein Beispiel zu diesen positiven externen Effekten ist die Bienenzucht eines Imkers. Die Bienen erhöhen den Ertrag der umliegenden Obstgärten. Diesen zusätzlichen Nutzen kann der Imker jedoch nicht in Rechnung stellen. Während eine staatliche Regulierung im Imker-Beispiel wohl kaum gefordert wird, besteht dieser Bedarf allgemein bei anderen Externalitäten. Scheidet z. B. eine Verhandlungslösung zwischen Schädigern und Geschädigten aus, muss durch staatliche Intervention auf eine Internalisierung der externen Kosten hingewirkt werden. Der Staat erhebt z. B. einen Preis für die Umweltnutzung (Emissionsteuer) oder erlässt Auflagen (Einbau von Abgasfiltern). Beides kann bewirken, dass der externe Effekt internalisiert wird: Ein Umweltschädiger übernimmt durch die Emissionsteuer oder die Ausgaben für Abgasfilter die von ihm verursachten sozialen Kosten. Ein Beispiel für die staatliche Regulierung positiver externer Effekte ist der Patentschutz.InformationsasymmetrienWenn Verkäufer und Käufer nicht über die gleichen Informationen verfügen, die Informationen über das gehandelte Gut also asymmetrisch verteilt sind, kann es sein, dass im Gleichgewicht Angebot und Nachfrage nicht ausgeglichen sind. Beispiel: Informationsasymmetrien am Kreditmarkt bestehen, weil z. B. eine kreditgebende Bank keine vollständige Information über die Projekte der Unternehmen hat und deren Handlungen auch nicht vollständig überwachen kann. Im Modell des amerikanischen Ökonomen Joseph E. Stiglitz (* 1943) maximiert die Bank in Abhängigkeit von der durchschnittlichen Wahrscheinlichkeit, mit der Unternehmen einen Kredit nicht zurückzahlen können, ihren Gewinn. Handelt die Bank nach diesem Kalkül und vergibt insgesamt nur eine bestimmte Summe an Krediten, kann der Fall eintreten, dass ein Unternehmen keinen Kredit erhält, auch wenn es bereit ist, einen höheren Zinssatz zu zahlen.
Universal-Lexikon. 2012.